4SC konzentriert sich auf die Entwicklung von sogenannten "small molecules", die auf Schlüsselmechanismen der Krebsentwicklung wie beispielsweise das Enzym Lysin-spezifische Demethylase 1 (LSD1) oder Histon-Deacetylasen (HDAC) abzielen.
Resminostat ist bisher bei NSCLC (nichtkleinzelliges Bronchialkarzinom), HCC (Leberkrebs) und CRC (Darmkrebs) in Phase I/II untersucht worden, allerdings wurden hier bislang keine Ergebnisse veröffentlicht, die für eine Zulassungsstudie eine Basis böten, d.h. die Aktivität war in diesen Indikationen nicht ausreichend für eine weitere Entwicklung. Für die aktuelle Leitindikation gibt es nur präklinische Daten. Allerdings erscheint der Ansatz, Resminostat als Erhaltungstherapie zu entwickeln und zwar bei Patienten mit mindestens einer Stabilisierung der Erkrankung nach der vorhergehenden systemischen Standardtherapie, durchaus sinnvoll. Vielleicht nahm man bei 4SC auch Bezug auf HDAC-Inhibitoren, die in den USA bereits für das kutane T-Zell Lymphom zugelassen sind, es aber allesamt nicht durch das EMA-Zulassungsverfahren für die EU geschafft haben. Es handelt sich um Vorinostat (Zolinza: Merck, Sharp & Dohme) und Romidepsin (Istodax) von Celgene. Der erste HDAC-Inhibitor, der die Zulassung in Europa geschafft hat ist Panobinostat (Fraydak: Novartis) für die Behandlung des rezidierenden und/oder refraktärem Multiplen Myeloms. Somit zeigt die Substanzklasse also eine gewisse Wirksamkeit auch beim kutanen T-Zell Lymphom. Allerdings war das Problem bei der Zulassung im EMA-Verfahren der Verzicht auf randomisierte Studien, diesen Fehler begeht 4SC durch Randomisation gegen Plazebo nicht. Nichtsdestoweniger scheint es wohl für Resminostat die letzte Chance auf Zulassung zu sein.
4SC-202 (Domatinostat) befindet sich in Phase II, inhibiert LSD-1 und HDAC und wird in Kombination mit Checkpoint-Inhibitoren (PD-1/PD-L1-Inhibitoren) entwickelt. So mit Pembrolizumab (Keytruda) von Merck, Sharp & Dohme und mit Avelumab (Bavencio) von Merck KGaA/Pfizer.
Die deutsche Firma sucht recht erfolgreich nach Lizenznehmern für Substanzen, die nicht zu ihrem strategischen Bereich der Krebstherapie passen. So sind insgesamt 6 Substanzen/Programme auslizenziert, die sich allerdings noch in der Präklinik oder in Phase I befinden.
Fazit: Den größten Einfluss auf den Aktienkurs wird die zulassungsrelevante Studie von Resminostat beim kutanen T-Zell Lymphom sein. Die fehlenden klinischen Daten von Resmoinostat selbst, geben hier aber keine Sicherheit, um in Erwartung eines positiven Signals einzusteigen. Die Kombination von HDAC-Inhibitor und PD-1/PD-1 Antikörper könnte vielversprechend sein, andere Firmen sind da aber schon weiter: z.B. Syndax Pharmaceuticals Inc. (Entinostat) und Mirati Therapeutics Inc. (Mocetinostat). Einzig der Bezug auf Zulassung schon zweier HDAC-Inhibitoren in den USA und der Einsatz einer Plazebo-kontrollierten Studie sind in meinen Augen positiv zu werten. Deshalb sehe ich 4SC AG eher neutral. Wem der Klasseneffekt als Hinweis ausreicht, dem bieten sich jetzt gute Einstiegskurse.
Firmen-Pipeline
Erstellungs- und Änderungsdaten
- Erstellungsdatum:
- 14. Oktober 2018
- letzte Änderung:
- 14. Oktober 2018
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